karate chur header
  • img_8673
  • img_8633
  • img_8595
  • img_8570
  • img_8555
  • img_8554
  • img_8549
  • img_8537
  • img_8534
  • img_8530

Das Reich des Yudansha - der begehrte Schwarzgurt

Der wichtigste Schritt im Leben des Karatekas ist der vom Braun- zum Schwarzgurt. Bis und mit Braungurt ist der Schüler von den verschiedenen Anforderungen der farbigen Gürtel beeinflusst. Der begehrte Schwarzgurt ist das übliche Ziel der meisten Karatekas. Doch die Anforderungen sind hoch, und mancher Anwärter kommt zu einem Punkt, wo er sich demütig mit geringeren Stufen des Könnens und Verstehens zufriedengibt, ist nicht bereit, sich den fordernden Ansprüchen des Yudansha zu stellen.

Vom ersten Dan an werden diese Anforderungen zweitrangig. Das Praktizieren der Techniken dient jetzt der Feinabstimmung. Nachforschungen in den Techniken und Geisteshaltungen früherer und heutiger Meister helfen dem jungen Schwarzgurt bei seinen Verfeinerungen.

Wie wir gesehen haben, kommt Schwarz – wie auch Weiß – in der Natur selten in seiner reinsten Form vor; darum werden sie nicht als eigentliche Farben bezeichnet. Aus vielen Gründen ist Schwarz jedoch mit dem Dunkelblau des fünften Rückenmarkszentrums verwandt, dem Vischuddha-Tschakra, dessen Element die Leere ist. Dies ist die Farbe des Willens. Es ist die Farbe, die das Reich jenseits des Körperlichen darstellt und deshalb nicht über das Farbenspektrum erreichbar ist.

Wenn man mehr Blau zu der Farbenmischung, die Braun ergibt, dazu tut (anschaulich: Wenn man auf perfekteres Gleichgewicht von Körper, Geist und Willen im Karate achtet), gibt es ein sehr dunkles Grau – das dem Schwarz ähnlichste im Farbenspektrum.

Somit ist Schwarz das beste Symbol für den Willen des Karatekas – die farblose Farbe – die Farbe, die alle Farben schluckt. Wenn eine schwarze Oberfläche starkem Sonnenlicht ausgesetzt ist, absorbiert sie die Lichtwellen so vollständig, dass sie bald zu heiss zum Anfassen wird. Dies wird zum Motto des neuen Schwarzgurtes: Zu heiß um angefaßt zu werden! Sein Training widerspiegelt dies.

Schwarz ist die Farbe der Stärke. Um wieder die Parallele mit dem Maler und seinen Farben zu ziehen: Schwarz hat zu viele Pigmente, um von einer anderen Farbe überdeckt zu werden. Der Schwarzgurt ist der stärkste aller Karateka, kein farbiger Gürtel ist ihm ebenbürtig.

Und doch ist Shodan als Anfang und nicht als Ende der Reise zu betrachten. Stolz oder Egoismus sind völlig fehl am Platz. Es wäre dumm, zu denken, man habe nun alles erreicht.

Yudanshas – Das Scharzgurtsystem

 Schwarzgurtsystem

Das Reich des Schwarzgurtes hat zehn Stufen. Wie bei den Schülergraden hat jede ihre eigene Bedeutung. Wenn der Yudansha unermüdlich mit dem Training fortfährt, auch in den späteren Jahren seines Lebens – so wie der Weißgurt, der nach und nach zum Schwarzgurt wurde – so bleicht sich sein Schwarzgurt langsam wieder, franst an den Enden aus und wird schließlich wieder weiss. Somit ist der Kreis unvermeidbar wieder geschlossen: Der Meister wird noch einmal zum Schüler. Der ganze Prozess mag sich dann wiederholen, aber in Bereichen weit jenseits bloßer Technik, jenseits der Spiele des Geistes, jenseits des Verständnisses eines Durchschnittsmenschen.

Die Kunst der ehrlichen Selbstbetrachtung ist eine neue Waffe des Anfängerschwarzgurtes: Man wird sich der Tendenzen in seinen Gedanken bewusst.

Analysiere deinen Geist, um zu sehen, ob deine Gedanken die eines Schwarzgurtes oder die eines Rotgurtes sind.

Werde dir im speziellen der in deinem Geist vorherrschenden Gedanken bewusst. Wenn sie sich nicht mit dem Gewissen eines Schwarzgurtes vereinbaren lassen, versuche, sie zu ändern. Halte jeden Abend geistig fest, wie du dich am Tage verhalten hast. Hast du wie ein reifer Karateka gehandelt, gedacht, geredet? Falls nicht, warum? Jeder Tag ist voller Gelegenheiten, dir selbst zu zeigen, wie reif du wirklich bist. Du kannst andere täuschen, aber mit dem Skalpell der ehrlichen Selbstbetrachtung kannst du nie dich selbst täuschen.

Nimm dir jeweils einen deiner negativen Züge vor und arbeite daran. Halte dir während des Tages ein Bild von jemandem, den du respektierst und verehrst, vor deinem geistigen Auge. Behalte dieses Bild in deinem Herzen. Das kann irgendjemand sein – Christus für einen Christen, Buddha für den Buddhisten. Es kann ein großer früherer Krieger sein, Indiens Arjuna oder Japans Musashi – oder unser verstorbener Sosai Mas Oyama. Das kann jemand sein, den du persönlich kennst und sehr respektierst. Wenn du vor großen Entscheidungen stehst, frage dich, wie wohl diese Person handeln würde. Wie würde ein wirklicher Meister des Karate auf diese oder jene Lebenssituation reagieren?

Der Geist eines Kriegers ist ruhig. Heijoshin. Bleibe ruhig und gelassen, unabhängig davon, ob du provoziert wirst oder nicht. So wirst du dich nicht selber zu unreifem Verhalten herablassen. Sieh dieses Bild des Meisters vor dir und arbeite dich unermüdlich daran heran. Die perfekte Einstellung des Kriegers entspricht genau der perfekten Einstellung eines Christen, Buddhisten oder Yogi.

Im Training erkennst du durch die Selbstbetrachtung klar deine vielen Schwächen.

Analysiere, warum dein Gegner gepunktet hat, dann unternimm alles, um diese Schwäche in deiner Abwehr auszumerzen. –

Dasselbe, wenn du mit einer speziellen Technik nicht gepunktet hast – finde heraus, warum, und sei entschlossen, dies nicht wieder vorkommen zu lassen.

Die Periode der Meditation, die dem Training folgt, ist eine ausgezeichnete Zeit, um über deine Verhaltensweisen nachzudenken. Du kannst nichts vor dem Spiegel der Selbstbetrachtung verstecken. Es ist eine sehr erniedrigende und unschmeichelhafte Lektion. Du denkst also, du seiest ein guter Karateka?

Analysiere deine Haltung während nur einer Trainingslektion und sieh, wieviel du nicht weißt! Wie oft bist du durch die Kihon (Grundtechniken) geleiert, mit höchstens einem Deut Anstrengung. Niemand außer dir ist verantwortlich für die Qualität deines Trainings. Du allein trägst das Gewicht der Verantwortung.

Bleibe dir auch als Schwarzgurt immer deiner Unzulänglichkeiten bewusst. Du bist noch kein Meister, aber wenn du es ablehnst aufzugeben, wirst du eines Tages einer sein. Was ist der Unterschied zwischen dem Anfänger und dem Meister? Der Meister ist der Anfänger, der nie mit seinen Anstrengungen aufgab, sich zu verbessern. Fortgesetzte Anstrengungen versprechen überraschende Erfolge. Hab Vertrauen in deine Möglichkeiten, sei aber in Bezug auf deinen momentanen Stand ehrlich mit dir selbst.

Symbolik und Zweck der farbigen Gürtel

Jede bestandene Prüfung soll dem Schüler ein Erfolgserlebnis vermitteln, so dass er den neuen Grad als weitere Station auf seinem Weg zur Kampfkunst ansehen kann. Freue dich über deinen Fortschritt, auf welcher Stufe er auch sei, aber sei nicht selbstzufrieden mit deinen Fähigkeiten und stagniere nicht, wenn du etwas Bestimmtes erreicht hast.

Die farbigen Gürtel werden als Anerkennung für die Anstrengungen im Training verliehen und ermutigen den Schüler, sich auch in Zukunft weiter zu bemühen. Sie sind nicht dazu da, dem Ego zu schmeicheln. Farbige Gürtel dienen auch weiterhin dem Zweck, andere Schüler zum harten Training anzuspornen, um einen bestimmten Grad zu erreichen. Man sei sich jedoch immer bewusst, dass Gürtel nur Symbole sind. Das wahre Ziel des Schülers sollte darin liegen, das zu verstehen und sich anzueignen, was der Gürtel repräsentiert, nicht das blosse Erreichen der Gürtel selbst.

Das Prüfungssystem verankert auch das wichtige Sempai- / Kohaiverhältnis (Senioren- / Juniorenverhältnis), jene Rangordnung, die den reibungslosen Ablauf der jeweiligen Aufgaben und Funktionen im Dojo gewährleistet. Die Verleihung der Gürtel führt jedoch manchmal zu Eifersucht und Rivalitäten. Man lasse von dieser unnützen Einstellung besser ab. Wer sich weiter entwickeln möchte, muss sich von der Unreife lösen, da sie sonst zu einem Hindernis wird. Wer sich nicht von Vergleichen lösen kann, vergleiche seinen heutigen Stand mit demjenigen von gestern und bemühe sich, diesen bis zum nächsten Training noch weiter zu verbessern.

Ein Schüler kann seinem Lehrer bezüglich der Zeiträume zwischen den Prüfungen vertrauen. Der Lehrer weiss normalerweise besser, wann der Schüler für den nächsten Schritt bereit ist. Die Anforderungen dazu mögen manchmal zu anspruchsvoll erscheinen, aber wer diese Herausforderung ergreift, überrascht sich vielleicht selbst, indem er ein weiteres Ziel erreicht, welches ihm bis vor kurzem noch beinahe unerreichbar schien.

Denk daran: "Du wirst nie wissen was du kannst, solange du nicht anpackst, was du nicht kannst." Je länger du trainierst, desto besser wird es dir gelingen, neues aufzunehmen. Jede Schwäche, die du zu haben glaubtest, wird durch logisch aufgebautes regelmässiges Training ohne grössere Probleme verschwinden.

Denk daran, dass der Gürtel ebenso als Symbol für das vom Training zu Erwartende steht, wie er eine Belohnung für den geleisteten Einsatz ist. Er dient der Inspiration und Führungshilfe. Beim Fortschritt sollte man sich der Bedeutung eines jeden Abschnittes bewusst sein und danach streben, dessen Wesen sowohl in den Karatetechniken als auch in der Einstellung zum Alltag zu verkörpern.

Es ist völlig unzulänglich, die Prüfungen nur aufgrund von technischen und physikalischen Kriterien zu betrachten. Es ist immens wichtig, dass der Karateka nicht nur die Verbesserungen der Gesundheit, der körperlichen Stärke und der Techniken anstrebt, sondern von Zeit zu Zeit neue Stufen der Reife erreicht, sein Charakter sollte sich erweitern und sich mit jedem neuen Abschnitt immer mehr ausbalancieren.

Sei nie versucht, durch die Prüfungen zu eilen. Lerne zu kriechen, bevor du gehen willst. Arbeite so hart, wie du nur kannst, aber sei geduldig. Der Karateka soll erkennen, dass Selbstsucht und Egoismus die am schwierigsten zu besiegenden Feinde überhaupt sind. Karate bietet die Gelegenheit, sowohl die Kontraproduktivität der Eitelkeit zu erkennen, als auch die Wichtigkeit, glücklich zu sein - mit sich selber und zusammen mit anderen. Ziele, die du dir steckst, sollten Massstäbe für Vergleiche mit dir selbst sein, nicht mit anderen. Lerne, bescheiden, aber mit unermüdlichem Einsatz zu trainieren.

Die Geduld ist eine der wichtigsten Anforderungen für das Karatetraining. Man muss geduldig sein, um in den scheinbar unnötigen täglichen Repetitionen der Grundtechniken einen Sinn zu sehen. So einfach ist das. Doch in der heutigen Gesellschaft geht die Geduld verloren. Es ist traurig, die heutige Jugend ausrufen zu hören: "Ich langweise mich!" Es wird wenig Nachdruck auf die Förderung von Geduld oder Selbstdisziplin gelegt.

Natürlich müssen Kinder oft zuwarten und werden diszipliniert für einiges, aber der Grund wird ihnen nicht mitgeteilt. Es scheint, dass die meisten jungen Leute heutzutage Geduld und Selbstdisziplin als Einschränkungen ihres freien Willens und ihres Rechts, für sich selbst zu wählen, ansehen. In Wirklichkeit ist Geduld und Selbstdisziplin jedoch als Schlüssel zu Glückseligkeit und Erfüllung im Leben zu betrachten.

Wenn Karate ein Teil der Erziehung aller Kinder wäre, würde dies helfen, die allgemeine Einstellung der Gesellschaft zu ändern: Es lehrt die versteckte Schönheit von Disziplin und Selbstkontrolle, mit dem Gradierungssystem demonstriert es, dass die langfristigen Gewinne der Geduld viel beständiger sind, als die kurzfristigen Gewinne der Ungeduld.

Dies erinnert an das Märchen des Vaters, der seinen zwei Söhnen das Angebot machte, ihnen sofort 100'000.-- Franken zu schenken - oder den Betrag von einem Rappen am ersten Tag, den er jedoch einen Monat lang jeden Tag verdoppeln würde. Nach einer schnellen Rechnung um zu sehen, wo er nach zwei Wochen stünde, wollte der ungeduldige Sohn die 100'000.-- Franken, der geduldige Sohn akzeptierte jedoch das zweite Angebot. Nach einer Woche wuchs sein Rappen auf nur 64 Rappen, nach zwei Wochen auf etwas mehr als 80.-- Franken. Doch von da an bekam die jeweilige Verdoppelung eine gewaltiges Ausmass: nach drei Wochen waren aus einem Rappen 10'000.-- Franken gewachsen, nach vier Wochen auf über eine Million Franken, und beim letzten Tag des Monates konnte der Sohn beim Vater eine Summe von 5'368'708,80 Franken abholen. Seine Geduld wurde sicher belohnt! Er hatte nur Pech, dass dieser Monat nur dreissig Tage hatte. Wären es 31 gewesen, so hätte sich die Summe noch einmal verdoppelt und fast 11 Millionen Franken erreicht!

Dieses Märchen zeigt uns zwei Dinge:

  1. sind Gegebenheiten nicht immer so, wie sie zu sein scheinen. Es ist oft gescheiter, zuerst einen Schritt zurück zu gehen und das Ganze aus der Ferne zu betrachten - in diesem Fall dreissig Tage fern.
  2. die Belohnung der Geduld mag nicht immer klar ersichtlich sein, trotzdem ist Geduld langfristig gesehen weit produktiver als Überstürzung. "Gemächlich aber stetig gewinnt man das Rennen".

Das heisst aber nicht "langsam und träge". Wir sprechen hier nicht von Faulenzen. In der Fabel muss der Hase dies von der Schildkröte lernen. Sei unendlich geduldig, aber gleichermassen bestimmt und ausdauernd.

Kohais – Das Gurtsystem farbig

Gurtfarbenrichtig

Im Kyokushin-Karate werden die Weiss-, Rot-, Blau- und Gelbgurte als die Anfängerfarben bezeichnet. Bei den Grün- und Braungurten spricht man von den höheren Farben. Lasst uns nun die einzelnen Gürtel vom Weissen bis zum Schwarzen im Detail anschauen. Der Gürtel wird dunkler von der ersten Trainingsstunde an, ist aber der Schwarzgurt einmal erreicht, so geht es wieder im Kreis herum: Der Gurt wird heller, da er verbleicht und sich verzieht - schliesslich wird er wieder weiss.

(Auszüge aus dem Buch: "THE BUDO KARATE OF MAS OYAMA")